Karate für Menschen mit Handicap
von Thomas Annen
Stärkung für den Körper und das Selbstbewusstsein. Beim Turnverein (TV) Ludweiler können auch Menschen mit körperlicher und geistiger Behinderung einen Kampfsport lernen. „Karate mit besonderer pädagogischer Förderung für Erwachsene mit Handicap“,heißt der Kurs. Trainiert wird montags von 18.30 Uhr bis 19.30 Uhr in der Turnhalle der Grundschule Ludweiler.
Das Angebot gibt es seit zehn Jahren. Damals fühlte sich der körperbehinderte Sohn von Abteilungsleiterin Susanne Schwarz in seiner Karategruppe nicht mehr wohl. Ihm fiel es schwer, mit den nichtbehinderten Kollegen mitzuhalten. Deshalb bat er Gottfried Graebner, einen Kurs für Menschen mit Handicap anzubieten.
Graebner ist prädestiniert für den Job: Zum einen ist er ein erfahrener Karatelehrer. Zum anderen arbeitet er als Sonderpädagoge bei der Lebenshilfe in Saarlouis-Saarwellingen. Dort kümmert sich der 62-Jährige um Menschen mit besonderem Förderbedarf. „Wir sind keine Inklusionsgruppe, sondern eine reine Handicapgruppe“, erläutert der Übungsleiter. Menschen ohne Behinderung seien aber ebenfalls jederzeit willkommen.
Der Kurs bietet kein Kontakt-Karate, die Teilnehmer kämpfen nicht gegeneinander. Stattdessen stehen Übungen im Mittelpunkt, die den Körper stärken. Gottfried Graebner stellt immer wieder fest, dass seine Schützlinge Fortschritte machen – etwa wenn es darum geht, auf einem Bein zu stehen. Die gehandicapten Männer und Frauen verbessern dabei nicht nur die Fitness, ihr Selbstvertrauen wird ebenfalls gestärkt. „Es macht Spaß“, versichertder Übungsleiter. Bei unserem Besuch zeigt sich: Seine Schüler sind ebenfalls mit viel Freude beider Sache. Manche tragen einen Karateanzug, andere trainieren in normaler Turnkleidung. Konzentriert folgen sie den Anweisungen. Graebner macht die Übungen vor, erklärt, korrigiert, lobt. Blitzschnell werden seine Kampfkommandos ausgeführt. Beim Athletiktraining hingegen stärkt man die Muskeln langsam: „Einen Fuß nach vorne, Druck ins Knie!“, fordert der Trainer.
Auch Koordinations- und Atemübungen stehen auf dem Programm. Eine Trinkpause darf natürlich genauso wenig fehlen wie der ein oder andere begeisterte Kampfschrei. „Das habt ihr super toll gemacht“, ruft Gottfried Graebner am Ende der Übungsstunde. Wie immer verabschieden sich die Sportler mit einer respektvollen Verbeugung.
Beim TV Ludweiler gibt es zudem noch ein weiteres Karate-Angebot für Menschen mit gesundheitlichen Problemen: Ein Kurs für Menschen, die an Parkinson erkrankt sind.